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Klaus Vögele tangierte auf der Tour de Prowell den Fläming
Auf seiner Tour de Prowell wurde Radsportler Klaus Vögele zwischen Burg (Sachsen-Anhalt) und Niemegk auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. „Mein Navi hat mich über Stock und Stein geschickt“, erzählt der 63-Jährige bei seiner Ankunft am Donnerstag im Flämingstädtchen. Nach einer Erfrischung lechzend hatte er an einem Hotel nach einem Getränk gefragt, wurde aber leider sitzengelassen. So nahm der Weltenbummler den letzten Schluck Kaffee aus der Thermoskanne und begann zu erzählen: „Mich hat es gleich hinter Burg erwischt, mein Fahrrad versank im auf 5 Kilometer frisch aufgefüllten Sand. Nichts ging mehr“, so Klaus Vögele. Er musste einen Umweg nehmen und verlor wertvolle Zeit auf seiner Etappe nach Treuenbrietzen. Zwischendurch gab es auch Wege durch hohes Gras, so dass die rund 70 Kilometer zu einer echten Prüfung wurden.
Zum Abschluss seines Berufslebens hatte sich Klaus Vögele am 27. Mai von seinem bisherigen Wohnort Offenbach mit dem Lastwagen nach Nord-Frankreich bringen lassen. Denn von dort aus hat er sich aus Dankbarkeit zu seinem letzten Arbeitgeber Prowell – einem Wellpappen-Hersteller – auf den Weg gemacht, um sieben Werke in verschiedenen Ländern anzufahren. So ging die Tour bisher durch Belgien, Holland und Deutschland. Zuletzt führt ihn der Weg nach Polen, wo am Sonntag nächster Woche das Ziel geplant ist. „Vor den Bergen in Polen habe ich Erfurcht“, sagt Klaus Vögele. Der ehemalige Einkaufsleiter hatte bis Ende 2014 alle Werke betreut und kennt manch Mitarbeiter gut.
Mit gemischten Gefühlen ist der Weltenbummler dann doch los gestrampelt. Denn Freunde und Bekannte haben Angst, dass sein Allerwertester Schaden nehmen könnte. Aber auch die Sorge, dass Klaus Vögele in ein Unfall verwickelt sein könnte, treibt die Leute um. Manch einer bangt darum, dass es bis zum Ende der Tour nicht regnet. „Obwohl“, meint der Radler, „regnen könnte es tatsächlich mal. Mein Fahrrad ist in Brandenburg stark eingestaubt.“ In der märkischen Sandwüste ist das kein Wunder.
Als Klaus Vögeles Durst größer war, als das Heimweh, wendete er sich von Niemegk ab und radelte nach Haseloff. Dort wurde er im Gasthaus „Zum Wachtelberg“ von Doris Geserick herzlich begrüßt und bewirtet. Das Bierchen zischte nur so durch die trockene Kehle. Danach ging auch das Plaudern besser, denn der Sportler hatte viel zu erzählen. So ist er täglich auf der Suche nach einer möglichst preisgünstigen Unterkunft. „Ein Zimmer habe ich immer gefunden“, sagt er. Bei seinem letzten Stopp in Burg hatte eine ältere Dame sogar ihr Wohnzimmer geräumt und meinte es mit der Verpflegung sehr gut. „Sie hat mich gemästet“, lacht Klaus Vögele. In Erinnerung bleiben wird eine Unterkunftssuche, als ein Bauer ihn zu einem Sauna-Club führte. „Das war dann doch nichts für mich“, gesteht der gebürtige Baden-Würtenberger.“ Ein anderes Mal kam Klaus Vögele bei einer Frau Herberge, die Jakobsweg-Pilgerer aufnimmt. So kam er dazu am Fronleichnam-Hochamt auf dem Domplatz teilzunehmen und erfreute sich an den herrlichen Domchor-Stimmen. Weitere Geschichten von der Tour stehen in seinem Blog.
Nach zwei Stunden nahm Klaus Vögele Abschied und schloss nicht aus, weiter in Kontakt zu bleiben. Den Kontakt hatte der Radler über Facebook gesucht. Über die Gruppe „Niemegker Stadtgespräch“ war er auf das Städtchen aufmerksam geworden. Gute Fahrt, Klaus Vögele! Komme gut an, damit Du Dich bald über Dein drittes Enkelkind freuen kannst.